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Philipp Czampiel: Ich will, dass es bisschen mehr Straße ist, als Kunstmilieu
Freitag, August 03, 2018
Als ich im Studio Arrenberg ankomme, sind es 29°C. Mittagshitze in Wuppertal. Ich treffe Philipp Czampiel, einen jungen Wuppertaler Fotografen und Studenten. Einladend werde ich im schattigen Hinterhof begrüßt, ein Hund läuft freudig umher, ich werde in die WG gebeten, in der am Freitagabend ab 19Uhr Philipps erste Fotografie Ausstellung „Arrenberg x USA“ stattfinden soll. Hohe Decken, Vitra-Stühle, Atelierflair. Ein kreatives Studio versteckt in einer WG am Arrenberg. Große Arbeitstische, probeweise lehnen bereits die Street Photography Fotografien an den Wänden, an denen sie bald angebracht werden.
Die auszustellen Fotostrecke ist in den neun Monaten entstanden, in denen Philipp in den USA gelebt hat. Davon vier Monate in Cincinnati, wo er ein Auslandssemester absolvierte und weitere viereinhalb Monate in San Francisco, wo die meisten Bilder entstanden sind. Als Philipp in San Francisco ankam war er schockiert. Vom berühmten San Francisco hatte er bereits unbewusst eine Vorstellung im Kopf, die jedoch nicht dem Bild entsprach, das ihm geboten wurde. „Ich hab’s mir irgendwie paradiesischer vorgestellt.“ Philipp wusste zwar von der großen Technology Scene und von vielen Hippievierteln und politisch-gesellschaftlichen Bewegungen, als er dann aber nach einem kurzen Roadtrip in der Stadt der Golden Gate Bridge ankam, was alles viel dreckiger, als er dachte:
„Das war auch ein großes Thema, als ich da war. Also ich hab’s mir halt sauber vorgestellt und wohl ein bisschen zu sehr mit California assoziiert. Viele Attribute, die man California zuschreibt, treffen auf San Francisco nicht zu. Es ist einfach wirklich dreckig. Ich habe viele Artikel gelesen und es wurde auch viel in der Arbeit darüber diskutiert: Die Stadt ist echt kein schöner Fleck für Touristen, weil viele sich einen schönen Ort vorstellen und dann herkommen und enttäuscht werden. Überall Fäkalien auf den Straßen, direkt daneben Leute, die sich Heroin spritzen. Dann sind die halt ein bisschen schockiert und sagen: Ja okay, war schön San Francisco mal zu sehen und die Sehenswürdigkeiten sind da. Aber der Rest, der muss halt nicht sein, hier würde ich jetzt nicht nochmal hinkommen zum Urlaubmachen.“
Kinnert: Ist das auch dein Fazit?
Philipp Czampiel: Ich glaube aufgrund meiner Erlebnisse mit der Arbeitswelt würde ich nicht nochmal unbedingt da arbeiten wollen. Aber an sich fand ich die Stadt sehr interessant. Weil man diesen Kontrast und diese gesellschaftliche Schere so hautnah miterlebt. Das ist etwas, was einen tagtäglich irgendwie runterzieht, aber auch die Augen öffnet. Ich war der Stadt gegenüber sehr offen. Ich war schockiert, aber nicht enttäuscht.
Ein Bild von San Francisco schaffen will er mit seiner Ausstellung aber nicht. „Auch allgemein kein Bild schaffen von irgendwas. Es sind einfach Eindrücke, die ich auf den Straßen der Stadt hatte.“ Diese sind teilweise sehr außergewöhnlich, teilweise humoristisch oder schaffen kurze Momente, in denen der Betrachter sogar traurig oder schockiert werden kann.
Philipp stellt mich einigen seiner Kommilitonen vor, die in der Senefelderstraße wohnen und daraus das Studio Arrenberg gestalten wollen. Wir laufen den Space ab und er erklärt die Räumlichkeiten der Ausstellung, entschuldigt sich dafür, dass sie noch mitten im Prozess sind und noch viel umräumen müssen. Im Hinterhof wird aus Paletten gerade eine Art Bar gebaut, daneben ein Hochbeet mit Kräutern, ein paar Tische, Stühle, Pappe liegen herum. Fröhlich läuft der braune Hund umher. „Hier wird eher der Bereich sein, wo es was zu tirnken gibt, wo man rauchen und sich unterhalten kann“, erklärt mir Philipp. Mit einer Handbewegung deutet er auf den gesamten Innenhof. An den Eingangsbereich soll am Freitag noch eine Nebelmaschine zum Einsatz kommen. In dem sehr offenen Küchen- und Arbeitsbereich der WG werden einige Fotos ausgestellt, hauptsächlich Porträts, die Philipp in den USA gemacht hat. Ein Mann mit Anti-Trump-Shirt, ein Mann beim Malen eines Porträts seiner Nichte, zwei Transvestiten, die ein Selfie schießen. Eines von Philipps Lieblingsbildern, weil es einen gewissen Flair ausstrahlt. Menschen auf Demonstrationen. Am Rande eines Rollschuhtanzes traf Philipp auf einen einsamen Mexikaner. Auf dem Porträt hat er eine Kippe im Mund, hält eine Colaflasche und eine Gitarre. Und ist auf Rollschuhen. Außergewöhnlich aussehende Menschen. Zwei Mal hingucken muss man, wenn man kein Detail verpassen will.
„Im Endeffekt sind es Einblicke in die Welt, die man vielleicht auch mal erhaschen könnte, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht. Schnipsel aus meinen neun Monaten in Amerika. Vor allem aus San Francisco, weil diese Stadt es mir in ihrer ganzen Verrücktheit und Offenheit angetan hat.“
Dann geht es noch runter in den Keller. Weiße Wände, kühlere Temperaturen. Hier unten gibt es mehr von Philipps Street Photography, allerdings mehr von denjenigen Motiven, die er als weniger massentauglicher einschätzt. Ein nackter Mann mit Penisring, eine Nahaufnahme von einem Gesicht. „Der Mann hat mir zehn Dollar abgezogen“, lacht Philipp. Ein kleines Gewölbe, nicht groß, aber gefüllt von Fragen, die man sich beim Ansehen der Fotos stellt.
„Für mich sind die Fotos vielleicht in der gleichen Art und Weise interessant, wie für andere Betrachter. Weil es auch für mich etwas Neues war, was ich fotografiert habe. Ich wollte das Aktive und Dynamische auf der Straße auffangen.“
In der amerikanischen Großstadt arbeitete der Jungfotograf in einer Agentur. „Ich in der Woche immer eher sehr eingeengt und hatte kaum Freiheiten, sodass ich dann noch irgendwie die Stadt am Wochenende erkunden wollte. Und das habe ich dann gemacht.“ Im Gewölbe hängen einige Negative. Fast alle Fotos sind analog fotografiert. Spontan kaufte sich Philipp in einem Second Hand Laden eine Analogkamera. Von Freitagabend bis Sonntagabend war Philipp unterwegs. Zu fuß, in der Hoffnung, man erblicke und erlebe so viel mehr. Rauskommen, Luftholen. „Durch das Suchen von neuen Motiven oder das aktive Wahrnehmen des Umfeldes erlebt man ganz vieles viel intensiver. Man kommt mit Leuten in Kontakt, mit denen man sonst gar nicht reden würde. Und mit der Kamera hat man immer irgendwie einen Grund, Sachen zu machen. Man geht in eine Gasse und guckt sich plötzlich die Hintertür eines Restaurants genauer an, weil man einfach mal guckt, ob es da etwas Interessantes zu sehen gibt, was man einfangen könnte. Im Endeffekt ist es dann sozusagen der Genuss des guten Bildes, das am Schluss vom Fotolabor zurückkommt, was einem einen Push und Zufriedenheit gibt. Oder auch diese Bestätigung.“
Kinnert: Also siehst du allein schon dadurch irgendwie mehr, dass du mit Kamera rausgehst.
Philipp Czampiel: Ja! Mittlerweile aber auch ohne Kamera. Inzwischen ist es fast schon so geworden, dass ich rausgehe, meine Kamera nicht dabei habe und ich mir denke: Ah okay, da vorne war irgendwie was oder: da war noch etwas. Dieses könnte man machen und jenes fotografieren. Das hat sich so über die Jahre aufgebaut.
Kinnert: Wie hast du denn die Stimmung in deiner Zeit in den USA wahrgenommen, gerade in diesen politischen Zeiten?
Philipp Czampiel: Bisschen gereizt, aber teils auch irgendwie abgeschirmt… Gerade San Francisco ist eine Stadt, in der viele Aktivisten unterwegs sind und viel passiert. Während meiner Zeit dort fand auch der „March for our lives“ statt, wo Jugendliche gegen die Gun Laws demonstriert haben. Das war auf jeden Fall eine sehr intensive Stimmung, wo man auch viele extreme Meinungen mitbekommen hat, zu Trump und den Waffengesetzen zum Beispiel.
Aber gleichzeitig hab ich auch krasse Kontraste in der Gesellschaft kennengelernt. Da sah man einerseits diejenigen, die der Meinung waren, in Amerika läuft es scheiße und man braucht Veränderung. Wir sind im Jahr 2018 angekommen und was die Menschen erleben, finden sie nicht mehr zeitgerecht. Und andererseits eine Szene, die mit Scheuklappen durch die Stadt gelaufen ist, die einfach nur ihre Jobs genießt, Geld verdient und darüber hinaus nichts wahrnehmen will.
Ein weiterer Kontrast, den der Wuppertaler wahrgenommen hat, war die massive Ungleichheit zwischen den Menschen. Menschen, die in Pezlmänteln und Gucci rumlaufen und neben ihnen eine Straße voller Zelte, in denen Obdachlose schlafen. „Ich habe mit vielen Veteranen geredet, die auf der Straße waren“, erzählt Philipp. „Das waren einfach ganz normale Leute. In den meisten Fällen hatten sie nur ein kleines Missgeschick oder ein Unglück in ihrem Leben. Sie haban sich zum Beispiel ein Bein gebrochen, hatten keine Rücklagen und mussten ihr gesamtes Geld für die Behandlung ausgeben. So sind sie dann irgendwie auf der Straße gelandet.“
Kinnert: Die Menschen, die während deiner Zeit in den USA porträtiert hast. Hast du dafür konkrete Menschen gesucht oder hast du einfach das Menschenbild auffangen wollen, dem du so begegnet bist?
Philipp Czampiel: Eher zweiteres tatsächlich. Dadurch, dass ich die Stadt auch so für mich selbst mitbekommen wollte und nicht nur für die Fotos auf die Straßen gegangen bin, bin ich immer in Viertel gegangen, die ich interessant fand oder wo ich wusste, da passiert etwas. Viertel, wo ich oft war, waren z.B. Market Street, Haight Ashbury oder Mission District. Orte, wo viele Menschenmengen sind, wo man am ehesten Menschen sieht, die sich auf der Straße mehr ausleben als in ruhigen Wohnvierteln.
Für mich sind die Fotos vielleicht in der gleichen Art und Weise interessant, wie für andere Betrachtet. Weil es auch für mich etwas Neues war, was ich fotografiert habe. Und weil es Leute sind, wo man immer wieder überrascht wurde, sowas auf der Straße zu sehen und zu treffen. Ich wollte das Aktive und Dynamische auf der Straße auffangen.
„Ich unterschätze mich lieber,
als dass ich mich überschätze.“
Als wir im Innenhof sitzen und er mir fragen beantwortet, scheint er sich manchmal nicht sicher zu sein, ob er Antworten auf die Fragen liefert, ob man versteht, was er ausdrücken will. Ruhig, aber fast ein bisschen zerstreut läuft er die Bilder entlang und verliert zu jedem ein paar Worte. Was ihn dazu bewegt hat, diese Bilder aus seinen etwa 30 Filmen für die Ausstellung auszuwählen und was er an ihnen mochte. Dynamik, aber hauptsächlich Authentizität ist ihm wichtig, viel passiere jedoch intuitiv, sagt er.
Philipp wirkt bescheiden. Er sei ja „keine große Nummer“ und die Ausstellung sei deswegen entstanden, weil er mit seinen Freunden „einfach Bock drauf hatte, eine kleine Party aus dieser Fotoreihe zu machen.“ Philipp will, dass das Ausstellungsprojekt bodenständig wirkt. „Auch nicht nur so wirkt, sondern es auch ist.“ Auch das war ein Grund für die Entscheidung, eine WG als Veranstaltungsort auszuwählen und keine Galerie, das wäre ihm zu offiziell gewesen. „Ich will, dass es bisschen mehr Straße ist, als Kunstmilieu. Ich will, dass es authentisch ist und von meiner Seite keine Abgehobenheit kommuniziert wird. Ich sehe mich nicht als krassen Star des Abends, nur weil ich jetzt meine Bilder ein bisschen ausstelle. Ich unterschätze mich lieber, als dass ich mich überschätze.“
Als ich Philipp frage, was seine interessanteste Begegnung war, erzählt er nicht von dem einen Mal, als er in New York City in der Subway fast abgestochen wurde. Auch nicht von seinem Gespräch über Trump, ehe ihm sein Bier aus der Hand gerissen und verdeutlicht wurde, es wäre nun besser, wenn er jetzt gehe. All das erzählt er später. „Ich habe überhaupt nicht verstanden, was passiert ist. Der meinte dann: ‚Ja, meinste echt, du kannst in unser Land kommen und irgendwie über unseren Präsidenten herlästern?‘ Es sind halt sehr extreme Meinungen, ob pro oder contra. Ich hab das Gefühl, ich habe keinen getroffen, der irgendwie keine Meinung zu Trump hatte oder unentschlossen war.“
Was Philipp einfällt, als ich ihn nach der nachhaltig interessantesten Begegnung frage, erzählt er von einem Abend, an dem er sich mit einem Pärchen draußen unterhalten hat. Eine persönliche, nicht eine politische oder radikale Geschichte. „Die waren einfach so nett. Die haben mir ihre Musik und ein bestimmtes Lied gezeigt, was ich auch immernoch täglich höre, weil es so schön ist. Die lebten schon seit längerer Zeit in San Francisco in einer Art Krisenviertel. Sie haben mir dann erzählt, wie es früher war. Viel Prositution. Und einige Leute haben sich kaum getraut mit offenen Fenstern dort rumzufahren, weil sie Angst hatten, überfallen zu werden. Aber an sich waren die Leute einfach nur super nett, deswegen erinnere ich mich jetzt so daran.“
Politische und verrückte Situationen gab es im Überfluss, weswegen nichts so richtig heraussteche. Ein gutes Beispiel ist der Herr auf dem Titelbild von „Arrenberg x USA“. Ein nacktes Hinterteil, auf dem „Trump“ zu lesen ist. „Das war im Schwulenviertel und der ist da bei gutem Wetter immer nackt rumgelaufen, nur mit einem goldenen Söckchen über dem Penis. Und der hatte halt Trump auf dem Arsch stehen. Da hab ich kurz gefragt, ob ich kurz ein Foto von seiner Arschbacke machen kann. Und er meinte so: Ja, klar, wieso nicht? Ich hab aber auch gar nicht gefragt, wieso er Trump auf dem Arsch stehen hat. Das ist für jeden selber zu deuten. Das war irgendwie lustig.“
Kinnert: Warum ist dieses Foto dann das Titelbild geworden?
Philipp Czampiel: Ich fand’s am provokantesten. Ich wollte einen Hingucker auf dem Flyer und dem Banner schaffen und es passt halt zum derzeitige Thema und Zeitgeist.
Kinnert: Du hast am Anfang gesagt, dass du mit der Ausstellung nicht erreichen willst, ein bestimmtes Bild von etwas schaffen willst. Was dann?
Philipp Czampiel: Also irgendwo schafft man natürlich immer ein Bild. Aber es soll keine tiefgreifende politische Message mit sich bringen. Ich finde, jeder sollte selber etwas hinein interpretieren können. Es zeigt irgendwo ein recht verrücktes Amerika, was eben ungewohnt ist für uns Deutsche, weil hier so wenig auf der Straße passiert. Ich hoffe, dass es irgendwie ein kleine Faszination erzeugt, was diese Momente auf der Straße angeht.
„Was würdest du dir denn wünschen, was der Besucher von deinen Fotos oder von der Ausstellung selber mitnimmt?“, frage ich und Philipp lacht. „Am besten ein Bild für zwanzig Euro!“ Dann winkt er ab und denkt nach.
„Ich hoffe einfach, dass die Leute hier Spaß haben. Im Rahmen des Abends auf jeden Fall auch Unerhaltung, aber es sollte einen Einblick geben, wie es auf der Straße aussehen könnte, auch im Vergleich zu Wuppertal zum Beispiel. Ein gewisses Kontrastprogramm. Für mich wirken sie fast schon wie Bilder aus einer anderen Welt. Den Eindruck würde ich gern kommunizieren.“ Der menschliche und kommunikative Aspekt ist das, was Philipp grundsätzlich interessant findet. „Ob das jetzt die Fotos an sich sind, die Menschen, die ich fotografiert habe oder diejenigen, die sich das angucken oder auch in den Sozialen Medien liken. Ich finde es immer interessant, wenn man menschliche Interaktion mit rein bringt.“
Kinnert: Was wäre das schlechteste, was man über dein Fotos sagen könnte?
Philipp Czampiel: Ich glaube konstruktive Kritik, die beinhaltet, die Fotos seien langweilig oder nichtssagend, das wäre am schlimmsten für mich. Ich sehe oft Bilder, wo ich denke, okay, das ist jetzt bisschen willkürlich. Ich mag es, wenn man erkennt, dass irgendein Sinn oder Gedanke hinter einem Bild steckt. Ein Foto ist ja auch dazu da, um eine Geschichte zu erzählen.
Das Schlimmste am Freitag wäre, wenn die Besucher um nur kommen, schnell durchlaufen, sich ein Bier abholen und dann ohne Kommentar direkt zur nächsten Party abhauen. Ich hoffe, dass am Ende eine leichte Diskussion hier draußen entsteht. Sich die Leute die Bilder angucken, darüber reden und sie sich dann vielleicht sogar nochmal ansehen wollen. Wenn sie aktiv hier hin kommen wollen, das würde mich freuen.
Philipp Czampiel: Ich fand’s am provokantesten. Ich wollte einen Hingucker auf dem Flyer und dem Banner schaffen und es passt halt zum derzeitige Thema und Zeitgeist.
Kinnert: Du hast am Anfang gesagt, dass du mit der Ausstellung nicht erreichen willst, ein bestimmtes Bild von etwas schaffen willst. Was dann?
Philipp Czampiel: Also irgendwo schafft man natürlich immer ein Bild. Aber es soll keine tiefgreifende politische Message mit sich bringen. Ich finde, jeder sollte selber etwas hinein interpretieren können. Es zeigt irgendwo ein recht verrücktes Amerika, was eben ungewohnt ist für uns Deutsche, weil hier so wenig auf der Straße passiert. Ich hoffe, dass es irgendwie ein kleine Faszination erzeugt, was diese Momente auf der Straße angeht.
„Was würdest du dir denn wünschen, was der Besucher von deinen Fotos oder von der Ausstellung selber mitnimmt?“, frage ich und Philipp lacht. „Am besten ein Bild für zwanzig Euro!“ Dann winkt er ab und denkt nach.
„Ich hoffe einfach, dass die Leute hier Spaß haben. Im Rahmen des Abends auf jeden Fall auch Unerhaltung, aber es sollte einen Einblick geben, wie es auf der Straße aussehen könnte, auch im Vergleich zu Wuppertal zum Beispiel. Ein gewisses Kontrastprogramm. Für mich wirken sie fast schon wie Bilder aus einer anderen Welt. Den Eindruck würde ich gern kommunizieren.“ Der menschliche und kommunikative Aspekt ist das, was Philipp grundsätzlich interessant findet. „Ob das jetzt die Fotos an sich sind, die Menschen, die ich fotografiert habe oder diejenigen, die sich das angucken oder auch in den Sozialen Medien liken. Ich finde es immer interessant, wenn man menschliche Interaktion mit rein bringt.“
Kinnert: Was wäre das schlechteste, was man über dein Fotos sagen könnte?
Philipp Czampiel: Ich glaube konstruktive Kritik, die beinhaltet, die Fotos seien langweilig oder nichtssagend, das wäre am schlimmsten für mich. Ich sehe oft Bilder, wo ich denke, okay, das ist jetzt bisschen willkürlich. Ich mag es, wenn man erkennt, dass irgendein Sinn oder Gedanke hinter einem Bild steckt. Ein Foto ist ja auch dazu da, um eine Geschichte zu erzählen.
Das Schlimmste am Freitag wäre, wenn die Besucher um nur kommen, schnell durchlaufen, sich ein Bier abholen und dann ohne Kommentar direkt zur nächsten Party abhauen. Ich hoffe, dass am Ende eine leichte Diskussion hier draußen entsteht. Sich die Leute die Bilder angucken, darüber reden und sie sich dann vielleicht sogar nochmal ansehen wollen. Wenn sie aktiv hier hin kommen wollen, das würde mich freuen.
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