Read & Watch: Kindeswohl von Ian McEwan

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Freunde der Bücher, der Ethik, der Fragen, die nicht so leicht zu beantworten sind. Die Verfilmung des Bestsellers "Kindeswohl" von Ian McEwan läuft seit diesem Donnerstag im Kino und trifft für mich gleich einige Themen, die mich grundsätzlich interessieren. - Was ist richtig, was ist falsch? Woran macht man moralische Entscheidungen fest? Für sich selbst, für andere? Welche Rolle spielt Religion? Welche darf sie spielen? Für sich, für andere. Welche Arten von Beziehung lässt man zu, welche lehnt man ab und aus welchen Gründen?

Familienrecht ist das Spezialgebiet der erfahrenen Richterin Fiona Maye. Während sie sich mit Fragen des Sorgerechts, medizinischer Fürsorge und Vormundschaften von Kindern und Jugendlichen und der  immer wiederkehrenden Frage des Kindeswohls widmet, merkt Fiona (Emma Thompson) nicht, wie ihre Ehe auseinander fällt. Nach dreißig Jahren verkündet ihr Mann Jack (Stanley Tucci) ihr einen Vorschlag, den Fiona nicht annehmen will, aber nicht einfach pausieren kann, sondern sich schon dem nächsten Fall widmen muss. Ein Streit um den Fall eines siebzehnjährigen Adam (Fionn Whitehead), der an Leukämie erkrankt ist, der jedoch jegliche lebensnotwendigen Bluttransfusionen ablehnt, weil das gegen seine religiösen Grundsätze als Zeuge Jehovas spricht. Fiona muss entscheiden, ob das Krankenhaus den Minderjährigen dennoch und gegen seinen Willen behandeln darf, um ihn sein Leben zu retten.
Durch die Auseinandersetzung mit den Fragen und Antworten, die Adam an die Richterin und das Leben stellt und gibt folgen wir mit "Kindeswohl" lediglich wenigen Wochen im Leben der erfolgreichen, ausgelasteten Fiona, die es komplett herumwirbeln und einen nachdenkend zurücklassen. Die Beobachtung vom Leben einer Frau, die nicht alles schaffen, nicht alles bekommen und nicht alles wissen kann. Die für wenige Sekunden Einblick in ein Leben bekommt, das ihr selbst so fern erscheint.

Wann befolgt man ein ungeschriebenes Gesetz und das, was man als Wahrheit betrachtet? Und wann widerspricht man dieser Autorität? Wann sollte man etwas loslassen, wann noch daran festhalten? Woher wissen wir etwas? Wie können wir an etwas glauben, wie etwas wissen?

Warum ist etwas Unrecht?
Folter, Lügen, den Partner betrügen?
Was ist das Richtige?

"Kindeswohl" ist ein Filmdrama von Richard Eyre, das auf dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Ian McEwan basiert, der auch das Drehbuch zum Film lieferte. Ob in Abbitte, Nussschale oder auch in Kindeswohl sind Charakterstudien wohl eines der Hauptstärken des Erfolgsschriftstellers McEwan. So wird der melancholische Roman und auch die Verfilmung mehr als ein Gerichtsdrama und auf moralische und persönliche Fragen zur Ehe, Religion, Selbstbestimmung und Wahrheit erhoben. Ein eher langsames Drama nach britischem Stil. Das Leben als ganzes mit seinen Kompromissen und Dilemmata, mit Vertrauen, Zwischenmenschlichkeit und Verantwortung.



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