BOOKS | Es ist so leicht, Zyniker zu sein. - Von der Hoffnung Mensch

In einer Welt, in der es scheint, als wäre jede Empörung geäußert, jedes Tabu gebrochen, jedes Leid erlitten und jeder Skandal bereits voll...

In einer Welt, in der es scheint, als wäre jede Empörung geäußert, jedes Tabu gebrochen, jedes Leid erlitten und jeder Skandal bereits vollzogen, scheint es fast wie die letzte mögliche Provokation, als Michael Schmidt-Salomon die These verkündet:


„Wir Menschen sind in der Lage, die größten Probleme unserer Welt in den Griff zu bekommen.“

„Hoffnung Mensch“ erzählt die Menschheitsgeschichte genau aus diesem Gesichtspunkt, den die heutige Mehrheit längst resigniert verdrängt hat. Michael Schmidt-Salomon präsentiert sowohl die aktuellen politischen Probleme, als auch die existenzielle Frage des Menschseins. Auch wenn seine Überlegungen einen zumeist nicht optimistisch zurücklassen, so versteht es Schmidt-Salomon doch, diese greifbar zu machen und in die Perspektive einer humanen Weltgeschichte zu setzen.

"Wir sind nicht nur [...] mit allen erdenklichen Arten des physischen und psychischen Leids konfrontiert, wir wissen zudem, dass wir diesen Übeln letztlich nicht entgehen können - wie sehr wir uns auch anstrengen mögen. Diese Ausweglosigkeit zu ertragen, ohne zu verzweifeln, ist keine Lappalie - und es grenzt fast schon an ein Wunder, dass die meisten Menschen ihr Leben trotz allem so tapfer meistern, ohne dem Irrsinn zu verfallen."

"Es ist so leicht, Zyniker zu sein", beginnt das Buch. Es ist so leicht, weil wir eine Vielzahl an Handlungen, an Erfindungen, an Fällen von Machtmissbrauch und Ungerechtigkeiten aufzählen können, die der Mensch hervorgebracht hat, nur ein kurzer Blick in die Geschichte oder die Gegenwart scheint zu genügen. Zynismus sei "die große Verführung [...], denn er verhindert bereits im Ansatz die schmerzliche Diskrepanz zwischen den hochtrabenden Idealen, die wir vertreten, un den bitteren Realitäten, die wir erzeugen, indem er die hehren Ideale von vornherein als utopisch verwirft. Subjektiv ist das durchaus entlastend: Wer den Glauben an die Menschheit ohnehin verloren hat, kann durch nichts und niemanden enttäuscht werden. Durch seine Illusionslosigkeit wirkt der Zyniker reif, überlegen, abgeklärt, ja: vernünftig - und doch beruht gerade der Zynismus auf einer totalen Bankrotterklärung der Vernunft, nämlich der Überzeugung, dass rationale Argumente nichts, aber auch rein gar nichts am Lauf der Dinge ändern können."



Hoffnung Mensch
Eine bessere Welt ist möglich
von Michael Schmidt-Salomon
Piper Verlag


Der Mensch ist das mitfühlendste, klügste, phantasiebegabteste und auch humorvollste Tier, von dem wir wissen, so Schmidt-Salomon. Beginnend mit Cicero vollzieht er die Ideengeschichte der Menschlichkeit, auch am Beispiel von Kriegen, von Menschenrechten, Bildung und technologischem Fortschritt. Er zeigt sowohl die naturwissenschaftliche wie ethische Herangehensweisen zum Phänomen der Empathie auf, als auch die Faszination an musischen Künsten. Der Mensch hat Kunstwerke atemberaubender Schönheit errichtet und Methoden entwickelt, um Geheimnisse der Materie zu beleuchten. Es gibt kein andere Spezies als den Menschen, die sich auf diese Weise um Kranke und Schwache zu kümmern versucht und Systeme errichtet, die Freiheit und Gerechtigkeit verwirklichen sollen.
Der Mensch ist nicht nur schlecht, die Welt ist nicht nur schlecht. Und obwohl sich zahlreiche Gegenbeispiele dafür finden, die Absurdität der Endlichkeit und Sinnlosigkeit des Lebens, um die elendigen Ungerechtigkeiten in dieser Welt zu benennen, so betont Schmidt-Salomon die Leistungen der Menschheit und die Potenziale der Menschlichkeit.

Der starke Religionskritiker und evolutionäre Humanist, deren Bücher stets von politisch und moralisch drastischen Problemen handeln, endet dennoch – und da dürfen wir ihn alle beneiden – mit Optimismus. Dabei erhebt Schmidt-Salomon selbst nie einen Wahrheitsanspruch. Der Leser muss keinem seiner Thesen zustimmen, kann sie für naiv, zu kurz gedacht oder anderweitig kritikwürdig halten, obgleich er sie gut und wissenschaftlich begründet. Bei seinen Lesungen bittet er die Zuhörer, ihm Fragen stellen und ihn „sehr gern eines Besseren zu belehren“. So wird jedes Werk Schmidt-Salomons immer auch eine Streitschrift, die Spaß am Denken, Überdenken, am Widersprechen macht und gleichzeitig versöhnt und aufkommendem Zynismus zu begegnen versucht.

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