Black History Month und Literatur: Diese 5 Bücher empfehle ich euch
Mittwoch, Februar 10, 2021Meine Spezialität sind Bücher. Das trifft sich gut, denn Bücher bieten ein hervorragendes Medium, um verschiedene Lebensrealitäten abzubilden. Durch Bücher tauchen wir ein in andere Welten, nehmen andere Perspektiven und Fragestellungen wahr und können es so schaffen, unseren berühmten Horizont zu erweitern und ein größeres Gespür für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu bekommen. In diesem Sinne bietet es sich an, uns im Februar vor allem mit Literatur und Sachbüchern von und über Schwarzen auseinanderzusetzen. Nach langen Kämpfen um Repräsentation, unter anderem auch im Black History Month, gibt es da mittlerweile einige, die ich euch empfehlen möchte. Ich mache hier den Anfang mit fünf, die mich auf verschiedene Weise weitergebracht haben.
Exit Racism.
Rassismuskritisch denken lernen von Tupoka Ogette
Das besondere an dem Buch ist, dass es zum Mitmachen einlädt: Ogette ruft die Leser*innen auf, sich selbst zu reflektieren, den eigenen Gedankenprozess festzuhalten und so die verschiedenen Diskriminierungsformen in Deutschland wahrzunehmen.
Heimkehren von Yaa Gyasi
Heimkehren ist die Geschichte einer Familie, die über Jahrhunderte zwanghaft voneinander getrennt wurde und deren Schicksal durch white supremacy, Rassismus und Kapitalismus geprägt ist. Es zeigt, mit welchen Ungerechtigkeiten und Sorgen Schwarze in Ghana und in den USA seit dem 18. Jahrhundert bis heute konfrontiert waren und verschließt dabei nicht die Augen, um das Leseerlebnis für uns (weiße) Leser*innen angenehmer zu machen.
Was ist der Black History Month?
Der Februar ist Black History Month, und in den USA das schon seit knapp fünfzig Jahren. Gegründet wurde er, um auf den geringen Forschungsstand der Schwarzen Geschichte und die geringe Repräsentation Schwarzer Menschen und Kultur aufmerksam zu machen - ein Umstand, das westliche Gesellschaften gemeinsam haben. In den 1990er Jahren wurde die Idee des Black History Months durch die „Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland“ (ISD) nach Deutschland gebracht. Seitdem erlangen er und seine Forderungen auch hier immer mehr an Bedeutung.
Der Black History Month ist die Zeit, in denen Schwarzen Menschen und ihren Ansprüchen vermehrt eine Plattform gegeben wird. Es ist die Zeit, in der wir ein Bewusstsein für die Missstände, auf die Schwarze Menschen immer wieder aufmerksam machen, entwickeln. Für weiße Menschen wie mich ist das eine gute Gelegenheit, um inne zu halten und sich zu fragen: wann habe ich mich das letzte mal mit Schwarzem Leben, speziell in Deutschland, auseinander gesetzt? Was weiß ich über die afrodeutsche Geschichte und Kultur, was weiß ich über ihre Forderungen? Und: was tue ich, um sie im Kampf für ein rassismus- und diskriminierungsfreies Leben zu unterstützen? Denn, eine Sache ist klar: genug tun wir alle nicht.
Schwarzer Feminismus.
Grundlagentexte von Natasha A. Kelly (Hrsg.)
Sie tun genau das, wofür der Black History Month gedacht ist: sie eröffnen neue Perspektiven. Wenn man einen feministischen Kampf kämpfen möchte, der alle miteinschließt, dann ist diese Essaysammlung als Grundlage unerlässlich.
mit Texten u.a. von: Sojourner Truth, Angela Davis, The Combahee River Collective, Barbara Smith, Audre Lorde
In guten wie in schlechten Tagen von Tayari Jones
Afropäisch. Eine Reise durch das schwarze Europa von Johny Pits
Vielleicht war hier etwas für euch dabei, um den Black History Month zu nutzen. Zum Abschluss möchte ich aber noch eine Sache erwähnen, von der ich glaube, dass wir sie nicht vergessen sollten: der Black History Month kämpft nicht darum, die Repräsentation von Schwarzen Menschen in einem Monat zu erhöhen, sondern in allen. Wir sollten vermehrt schauen, von wem wir Bücher lesen und von wessen Lebensrealitäten und Gedanken wir uns dementsprechend beeinflussen lassen. Davon profitieren wir alle.
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Saskia Heegardt hat Pädagogik und Islamwissenschaften im Bachelor an der Uni Kiel studiert. Aktuell studiert so dort im Master Migration und Diversität. Gleichzeitig sammelt sie erste Arbeitserfahrung als Sozialpädagogin in einer Migrant*innenselbstorganisation. Schon während ihrer Jugend interessierte Saskia sich für politische und gesellschaftliche Gerechtigkeitsfragen, aber erst im Studium hat sie gelernt, ihnen aktiv nachzugehen: sie war ein Jahr lang Teil des Bundesgremiums des pluralistischen Netzwerks Junge Islam Konferenz, hat ehrenamtlich Deutschunterricht gegeben und auch wenn sie jetzt nicht mehr Mitglied der SPD ist und diesen Teil als „dunklen Fleck“ in ihrem Lebenslauf betrachtet, war sie zwei Jahre lang Mitglied im örtlichen Kreisvorstand der Jusos.Ihre Liebe zu Büchern hat sie im Studium wiederentdeckt. Dabei ist ihr aufgefallen, welchen Einfluss Romane und Sachbücher auf gesellschaftliche Debatten haben können. Seitdem liest und rezensiert sie vor allem feministische Arbeiten - in der Hoffnung, dass ihr Einfluss so entfaltet werden kann.
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