Ein demokratisches Missverständnis
Sonntag, Februar 21, 2021Dieser Artikel handelt von universellen Menschenrechten und von Demokratierechten, denen ein normatives Missverständnis zu Grunde liegt. Aber von vorne.
Oh happy day(s)
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde am 10.12.2020 72 Jahre alt. An dieser Stelle können wir uns selbst beglückwünschen, ein erfundenes Ideal, an dem Mensch sich festhalten will, danach strebt und es doch nicht kann. Der Deklaration der Menschenrechte vom 10.12.1948 in Paris auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen gingen weltweit unzählige Kriege voraus. Als einschneidendes jüngstes Ereignis die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs. Dieser endete in Europa mit der Befreiung durch Alliierte im Frühjahr 1945 und hinterließ ein inneres Schlachtfeld bei Millionen Menschen über Kontinente hinweg: versehrte Körper, entwürdigte Seelen, der Freiheit beraubt.
Die Idee, die daraus entstand, war, sich auf ein Mindestmaß an international anerkannter Humanität zu einigen, um weltweit (menschen-) unwürdigen Zuständen vorzubeugen und so etwas wie Gewalt und Vernichtung an Menschen durch Menschen, zu verhindern. Sollte es doch wieder so weit kommen, sollte die Einigung darauf das Gewissen zur Moral rufen. So weit, so einfach.
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Es entstand die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte mit dreißig Artikeln. Schon in der Präambel fällt als eines der ersten Worte die Würde. Nach wie vor ist sie der Schlüssel der Anerkennung des Menschseins.
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Für die Garantie und Umsetzung der Menschenrechte sind Nationalstaaten zuständig, um die Kontrolle der Einhaltung kümmern sich NGOs wie Amnesty International und Human Rights Watch und Vereinigungen wie die Vereinten Nationen oder international anerkannte Institutionen wie der Menschenrechtsgerichtshof in Den Haag oder der Europarat.
1948 ist lange her und die Welt heute eine andere:
Menschsein ist aber immer noch dasselbe.
Wir müssen einen Weg finden, uns für das Anderssein und das Gleichsein des anderen zu sensibilisieren und uns selbst darin wiedererkennen.
Das heißt auch, uns selbst akzeptieren lernen. Und vor allem: unsere eigene Würde anerkennen und allen anderen dieselbe zugestehen.
Die Würde als Grundsatz der Menschenrechte ist der Grundstein für demokratische Verfassungen. In Deutschland gilt sie als unantastbar. Die verletzte Würde macht den Menschen nicht weniger würdevoll, berührt aber sein inhärentes Dasein.
Frage für Zwischendurch: Einmal angetastet, lässt sich Würde wieder herstellen? Eine gewisse Nicht- Wiederherstellbarkeit der Würde ist sozusagen der Kern der Menschenrechtsproblematik. Wir befinden uns in einem Dilemma, denn zivilisatorische Normen stehen immer wieder in Frage und wir sehen Menschenrechtsverletzungen ALL OVER THE PLAC(N)E(T).
Ein demokratisches Missverständnis, das derzeit ganz breit kursiert ist die Debatte um Freiheit. Gefordert wird die Freiheit von Masken, Freiheit von Abstand, Freiheit vom Impfen und Freiheit von Rücksicht.
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