Viel Inszenierung - Wenig Aufarbeitung. Hanau, die mediale Aufarbeitung rechtsextremistischer Anschläge und Allyship im Kampf gegen Rassismus

Mitte März 2021 entbrannte eine kurze aber heftige Debatte darüber, dass Uwe Boll, ein deutscher Filmemacher und Regisseur, das rassistisch ...

Mitte März 2021 entbrannte eine kurze aber heftige Debatte darüber, dass Uwe Boll, ein deutscher Filmemacher und Regisseur, das rassistisch motivierte Attentat von Hanau verfilmt hat. Offenbar während des laufenden Trauerjahres. Was daran problematisch ist, warum Filme über Attentate eine Grenzüberschreitung sind und ob es dieser überhaupt bedarf, wollen wir im Folgenden beantworten. Zunächst nähern wir uns diesen Fragen mit einer Rekonstruktion der Geschehnisse rund um den 19.02.2020 bis heute, der daraus entstandenen aktivistischen Arbeit vor Ort im Kampf gegen Rassismus mit Tipps für echte anti-rassistische Verbundenheit.


Das Attentat

Am 19.02.2020 gegen 22 Uhr verübte ein als rechtsextrem eingestufter Deutscher ein rassistisch motiviertes Attentat in Hanau. Dabei wurden neun Menschen an drei verschiedenen Tatorten mit einer Schusswaffe ermordet. Weitere Personen wurden dabei schwer verletzt oder traumatisiert. Später beging der Täter bei sich Zuhause einen erweiterten Suizid und tötete sich selbst und seine Mutter.

Die Einzelfälle

Bis heute sprechen deutsche Behörden bei solchen rassistisch motivierten Taten von sogenannten Einzelfällen. Allein in den letzten 20 Jahren kam es zu 23 Attentaten, bei denen rassifizierte Menschen getötet wurden. Ganz schön viele Einzelfälle. Das Narrativ der Einzelfälle ist aus zwei Gründen falsch: Erstens sind es keine Einzelfälle. Zweitens stellt es den Täter in den Mittelpunkt. Das heißt im Umkehrschluss: wir als Gesellschaft haben kein Problem, nur weil ein Einzelner ein Attentat verübt. Ein Trugschluss, denn diese Täter sind sehr gut organisiert und noch besser vernetzt. Die Menschen, deren Einzelschicksal dabei zerstört wird, sollten im Mittelpunkt stehen. Mit dem Tod der Opfer erleben auch die Angehörigen, Freund:innen und Bekannten einen Schicksalsschlag, bekommen Biografien einen Riss, der das weitere Leben nachhaltig beeinflusst.



Das Erinnern

Wir erinnern an:

Ferhat Unvar

Mercedes Kierpacz

Said Nesar Hashemi

Vili Viorel Păun

Gökhan Gültekin

Fatih Saraçoğlu

Sedat Gürbüz

Kaloyan Velkov

Hamza Kurtović


Ein Jahr später

Ein Jahr nach dem Attentat, am 19.02.2021, gab es verschiedene Gedenkveranstaltungen in Hanau: auf dem Marktplatz, auf dem Hauptfriedhof und an den Tatorten. Angehörige, Bürger:innen, Stadtgesellschaft und offizielle Vertreter:innen verschiedener Organisationen waren anwesend. Neben niedergelegten Blumen, brennenden Kerzen, Bannern und Transparenten, auf denen die Getöteten abgebildet waren, wurde mit Nachdruck auf die Verantwortung von Behörden und Zivilgesellschaft hingewiesen, um weitere Anschläge dieser Art zu verhindern.

Maßgeblich an der Gestaltung des Gedenkens beteiligt sind Überlebende des Attentats, Verwandte und Freunde der Opfer, die sich in der “Initiative 19. Februar” zusammengeschlossen haben. Seit über einem Jahr leben die Hinterbliebenen ein neues Leben, eines, das sie nicht kannten und das sie nicht leben wollten. Und die Menschen in und um die Initiative 19. Februar stellen sich dieser Herausforderung mit aller Kraft: gemeinsam kämpfen sie gegen den Rassismus. Das Ziel: lückenlose Aufklärung und Veränderung. Beides geht nur zusammen.

Aus der Trauer, dem Schmerz, der Wut und der Hilflosigkeit ist mitten in Hanau etwas gewachsen: Echter Aktivismus. Das verdient höchsten Respekt, ungeteilte Aufmerksamkeit und Anerkennung, mehr noch: unsere Unterstützung. Die Stadt Hanau und ihr Oberbürgermeister, Claus Kaminsky, haben erkannt, dass es lokaler politischer Unterstützung bedarf, damit weitere rechtliche Institutionen und polizeiliche Behörden auf Landes- und Bundesebene alles tun, um das Attentat nachhaltig aufzuklären. Bisher hatte es den Anschein, dass Polizei und Gerichte in dieser Angelegenheit zum Jagen getragen werden mussten.


Weiterhin gibt es diverse offene Fragen:

Warum war die Notrufzentrale der Polizei an diesem Abend unterbesetzt und keine Rufumleitung eingerichtet?

Warum durfte der Täter Waffen tragen?

Warum wurden die Opfer ohne Genehmigung der Angehörigen obduziert?

Warum stürmte die Polizei das Täter-Haus erst drei Stunden nach der Tat?


Bundespräsident Steinmeier verlas auf der zentralen Gedenkfeier eine Rede, in der er konstatierte: 


“Aufklärung und Aufarbeitung stehen nicht in freiem Ermessen. Sie sind die Bringschuld des Staates gegenüber der Öffentlichkeit und vor allem gegenüber den Angehörigen. Nur in dem Maße, in dem diese Bringschuld abgetragen wird und Antworten auf offene Fragen gegeben werden, kann verloren gegangenes Vertrauen wieder wachsen.”



Mediale Aufarbeitung

Rund um den Jahrestag des Verbrechens gab es großes mediales Interesse: viele Journalist:innen führten Interviews, es wurden Zeitungsartikel veröffentlicht, in denen die Angehörigen, Überlebenden und Aktivist:innen geduldig, detailliert und unermüdlich über den Tathergang, die Ermordeten und ihr eigenes Leben danach Auskunft gaben. Verschiedene Dokumentationen versuchten sich an der Rekonstruktion der Geschehnisse vor Ort.

Was hat Uwe Boll eigentlich damit zu tun?

Uwe Boll hat im letzten Jahr einen Film über den Anschlag gedreht, der sich jetzt in der Postproduktion befindet. Allein ein Blick in die Vita des 55-Jährigen Deutschen gibt Anlass zum Schmunzeln: Boll „gewann“ die goldene Himbeere als schlechtester Regisseur für sein Lebenswerk und wurde für viele andere seiner Filme ebenfalls nominiert. Er steht mit seinen bisherigen Verfilmungen in Verruf, auf eine übertrieben drastische und brutale Art und Weise Aufarbeitung betreiben zu wollen. Zu diesen Darstellungen zählt auch ein Film über das Konzentrationslager Auschwitz aus dem Jahr 2011, der „Gegen das Vergessen“ tituliert war und so explizit grausame Darstellungen beinhaltete, dass sich Kritiker und Publikum größtenteils in der Ablehnung des Films einig waren. Und jetzt Hanau. Der Ankündigung des Films folgte Empörung. Es hagelte erneut Kritik an Boll, dem auch unterstellt wird, die Provokation dieser Verfilmung für sein Comeback zu nutzen. 2018 hatte er sich aus der Filmindustrie zurückgezogen.

Aber versuchen wir einmal, Bolls angebliche Motive ohne jeden Vorwurf zu betrachten: Er möchte Aufklärung betreiben. Er sieht in der Verfilmung die Möglichkeit, seinen Beitrag zur Bekämpfung von Rassismus und der Aufarbeitung des institutionellen Versagens zu leisten. Kann man deshalb behaupten, Uwe Boll trage aktiv zur Aufarbeitung der Geschehnisse bei und liefere mit seinem Film einen Mehrwert für mehr Sensibilisierung und Verständnis? Welche Mittel und Wege gibt es, die geeignet dafür sind, sich dauerhaft aktiv und nachhaltig für Veränderungen in der Gesellschaft zu engagieren und diese voranzutreiben? Kurz: Wie kann man ein echter Ally sein?


Echte Allyship

Die Definition eines “Ally” nach Tupoka Ogette: “Ally - eine verbündete Person. Ein Ally bezeichnet eine Person, die sich aktiv und kontinuierlich gegen ein diskriminierendes System einsetzt, in dem sie selbst privilegiert und nicht betroffen ist. Es geht dabei nicht nur um Solidarität gegenüber der diskriminierten Gruppe, sondern um ein echtes Verantwortungsgefühl zur Abschaffung des unterdrückenden Systems. 

“Ally-sein” ist keine einmalige vergebene Plakette, sondern erfordert eine fortlaufende Auseinandersetzung, Selbstreflexion und täglichen Einsatz.

Vorsicht: performative Allyship ist problematisch, da sich nur aktiv gegen Unterdrückung positioniert wird, wenn ein applaudierendes Publikum vorhanden ist und es vor allem um das eigene Geltungsbedürfnis geht.”

Als Ally ist es wichtig, anzuerkennen, dass man die Arbeit selbst machen muss. Das ist der erste Schritt. Zunächst muss man sich mit dem eigenen Rassismus und seinen Dimensionen auseinandersetzen. Das kann unter Umständen ein komplizierter und anstrengender Prozess sein. Denn als nicht von Rassismus betroffene Person ist man Teil eines Systems, in dem man verschiedene Privilegien hat. Diese anzuerkennen und Selbstreflexion zu üben kann eine Weile dauern. Die Effektivität antirassistischer Arbeit hängt maßgeblich vom Fortschritt der eigenen Selbstreflexion im rassistisch geprägten System ab. Wie weit dieser Prozess bei Uwe Boll bisher vorangeschritten ist, lässt sich nicht genau abschätzen.



Fragen der Betroffenheit

Ein Anschlag wie Hanau zieht Wellen durch die gesamte Gesellschaft. Trotzdem muss man Betroffenheit differenzieren. Unmittelbar betroffen sind Opfer und Hinterbliebene. Als mittelbar betroffen könnte man Menschen mit Rassismuserfahrungen benennen, für die ein solcher Anschlag viele Fragen aufwirft. Können Sie sich noch sicher fühlen? Sind sie hier willkommen? Werden ihr Leid und ihre Angst von Staat und Gesellschaft gehört? Die Betroffenheit der restlichen Gesellschaft liegt in der Aufgabe, diese Fragen zu beantworten. Mit Blick auf die bisherige Berichterstattung zum Film scheint die Frage der Betroffenheit keine große Rolle zu spielen. Dem Regisseur liegt mittlerweile ein offener Brief der Stadt Hanau und der Angehörigen vor, der ihn zum Verzicht der Ausstrahlung unter Androhung rechtlicher Schritte auffordert. Mitunterzeichnende des Briefes sind alle neun Familien der Opfer, die laut dem Schreiben nicht vor dessen Vorhaben kontaktiert wurden. Boll antwortet via Facebook auf den Vorwurf, er habe wohl versucht, über die Bildungsinitiative Ferhat Unvar, Kontakt mit den Angehörigen aufzunehmen, was Serpil Unvar, die Mutter des Opfers Ferhat Unvar, ablehnte.

Boll gibt an, „aus Pietätsgründen“ nicht weiter gebohrt zu haben. Diese kurze Korrespondenz reichte ihm anscheinend aus. Mehr hat er nicht vorzuweisen. Den Film zu vollenden und zu zeigen, will er sich nicht verbieten lassen. Dabei ist es durchaus möglich, mit den Angehörigen zu sprechen, wie die Arbeiten zahlreicher Journalist:innen gezeigt haben. Das Argument, die Angehörigen hätten eine Zusammenarbeit verweigert, ist damit entkräftet. Dass Uwe Boll die Kontaktaufnahme nicht weiter verfolgt hat, lässt an seiner Professionalität zweifeln und delegitimiert sein “künstlerisches Schaffen”.

Was Boll uns als Korrespondenz verkauft, ist ein halbherziges und unpersönliches Lippenbekenntnis zur Betroffenheit der Angehörigen, die er jedoch stur missachtet. Was er mit seiner Darstellung in Kauf nimmt, ist die Retraumatisierung der unmittelbar und mittelbar Betroffenen.

Boll glaubt zweifellos daran, etwas Gutes zu bewirken. Jedoch reicht das lange nicht, um seinen Film zu verteidigen. Er stellt sein eigenes Sendungsbewusstsein über das Leid der Angehörigen und derer, die spätestens seit Hanau ihre eigene Sicherheit in Deutschland infrage stellen.

Blickt man noch einmal auf das Konzept der Allyship zurück, wirkt sein Verhalten eher performativ. Er macht sich selbst zum Hauptdarsteller seiner eigenen Inszenierung. 

„Er tötet meinen Bruder ein zweites Mal“, sagt Cetin Gültekin, der Bruder von Gökhän Gültekin. Auf diese Worte sollten wir hören, nicht auf das Sendungsbewusstsein eines weißen deutschen Filmemachers.



Filmische Aufarbeitungen von Anschlägen - pietätlos?

Mittlerweile distanzieren sich selbst Schauspieler:innen, die im Film mitgewirkt haben, wie Robert Hofmann, von Uwe Boll. Robert Hofmann spielt in dem Film von Boll mit und hat auf Vice einen Artikel über seine Erfahrung am Drehtag geschrieben. Man muss nicht ins Detailgehen, in welcher Manier sich Boll an der brutalen Darstellung der Tat erfreut, aber nach den Schilderungen Hofmanns wird deutlich, warum Boll gegenüber der Bild gesagt haben soll, die Angehörigen sollten sich den Film lieber nicht ansehen. Dass es starker Tobak sei.

Muss ein terroristischer Anschlag in dieser Manier verfilmt werden? Müssen, wie es beim Film zu Auschwitz der Fall war, Zeitlupenaufnahmen von Kindern, denen in den Kopf geschossen wird oder endlose Aufnahmen qualvoll erstickender Menschen in Gaskammern gezeigt werden, um ein Bild der Schrecken zu vermitteln?


„Eine Gewalttat einfach noch mal abzubilden in ihrer ganzen Grausamkeit und Obszönität, hat überhaupt nichts Aufklärerisches“, erklärt der Filmemacher Andres Veiel. Er ist nicht allein mit dieser Einschätzung, allerdings kann man den Schilderungen von Robert Hofmann auch entnehmen, dass es zahlreiche Unterstützer:innen der Herangehensweise Bolls gibt.

Paul Greengrass hat 2018 mit „22. Juli“ die Anschläge von Utøya und Oslo durch Anders Breivik im Jahr 2011 verfilmt. Zugegebenermaßen nimmt der Schrecken der Tat die dominante Position im ersten Drittel des Filmes ein. Im Fokus der Verfilmung steht jedoch die Aufarbeitung der Tat durch eines der Opfer, während gleichzeitig die Aufarbeitung eines ganzen Landes im Rahmen des Gerichtsprozesses von Breivik thematisiert wird. Die Hauptfigur des Filmes, der Überlebende Viljar Hansen, war aktiv in die Dreharbeiten involviert und hat so das Projekt unterstützt. In einem Interview mit dem Tagesspiegel gibt der Regisseur Greengrass Antwort auf die Frage, wie viel Zeit vergehen muss, ehe eine solche Geschichte erzählt werden kann: „Die Frage können die Menschen, die von den Anschlägen betroffen waren, besser beantworten.“ „Eine wahre Geschichte wie ‚22. Juli‘ muss man zurückgenommen erzählen“, sagt er an anderer Stelle des Interviews. Ein scharfer Kontrast zu Bolls Herangehensweise. Ist es deshalb die „richtige?

Medienwissenschaftler:innen und Filmemacher:innen streiten sich mehr um die Art und Weise der filmischen Aufarbeitung von Anschlägen als über den tatsächlichen Mehrwert. Die Herangehensweise Bolls wird dabei in den meisten Fällen abgelehnt. Der wichtige Unterschied ist, dass „22. Juli“ ein Film ist, der einem breiten Publikum zu Bildungszwecken vorgeführt werden kann, um so zur gesellschaftlichen Reflexion beizutragen. Ein Film, der Schüler:innen gezeigt werden könnte, damit sie über die Gefahren von Rechtsextremismus nachdenken und diskutieren. Nach allem was wir über Bolls Hanau-Verfilmung wissen, wird seine filmische Aufarbeitung diesen Zweck nicht erfüllen können.

Es gilt zu differenzieren: In den Fällen von Utøya und Oslo gab es einen Täter, dessen Aussagen vor Gericht später leichter dekonstruiert werden konnten. Am Ende ist Rücksicht auf die Angehörigen und das Einbeziehen ihrer Perspektiven der wohl wichtigste Teil medialer Aufarbeitung, der nicht zu kurz ausfallen und schon gar nicht übergangen werden darf. An der Bemühung um die Hinterbliebenen kann man Pietät messen. Was uns Uwe Boll erwarten lässt, ist eine gnadenlos brutale Darstellung eines traumatisierenden Anschlages, die ohne jede Rücksicht auf die unmittelbar Betroffenen entstanden ist.


Die Absage der Hinterbliebenen zu seinem Film und spätestens der offene Brief der Stadt Hanau, hätten ihn von seinem Projekt abbringen sollen. Was Uwe Boll als Aufarbeitung präsentiert und unter dem Deckmantel der Pietät versteckt, ist nichts als eine leere Hülle.


Bolls bisheriger Umgang mit Kritik und Kontroversen zeigt, dass sich der “Hanau-Film” ohne juristische Schritte vermutlich nicht verhindern lässt. Da er den Film selbst finanziert hat, muss man nicht so weit gehen, und ihm finanzielle Profitgier unterstellen. Allerdings versucht er größere Aufmerksamkeit über Provokation durch die Ausstrahlung einer solchen Verfilmung zu generieren, während der Anschlag noch in junger Vergangenheit liegt. Wenn er letztlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden wird, haben wir eine entscheidende Waffe gegen sein rücksichtsloses Vorgehen in der Hand: Wir können ihm diese Aufmerksamkeit verwehren.


Gesellschaftliche Verantwortung

Das Attentat in Hanau, wie jedes rassistisch motivierte Attentat, war nur eine Tat, die nur wenige Minuten dauerte. Es ist die Verantwortung einer Gesellschaft, aufzuklären, aufzupassen, wach zu sein. Das ist das Mindeste, was man tun kann und das Nötigste, was man tun muss.

Wir müssen verbunden sein im Kampf gegen Rassismus. Das heißt, man muss mehr tun, als zu verstehen, was Rassismus ist und dass Rassismus strukturell bedingt ist. Um aktiv gegen Rassismus vorzugehen, bedarf es kontinuierlicher kritischer und reflexiver Auseinandersetzung mit dem Thema und der Dekonstruktion von strukturellen Problemen auf allen politischen Ebenen: im privaten und im öffentlichen Raum, in Medien, Bildungsinstitutionen, sämtlichen Bereichen der Zivilgesellschaft und staatlichen Institutionen.

Überall, wo Menschen sich begegnen bedarf es der Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gegenüber Diskriminierung, Stigmatisierung, Stereotypisierung und Marginalisierung rassifizierter Menschen. Der Kampf gegen Rassismus erfordert die Verbundenheit von Betroffenen und Nicht-Betroffenen und kontinuierliche kritische Selbstreflexion auf Seiten Letzterer. Es bedarf einem strukturellen Verständnis der Thematik, um Rassismus wirklich auf allen politischen und privaten Ebenen dekonstruieren zu können.




Der 19.02.2020 und seine Geschehnisse und die davor, die dieses Attentat ermöglicht haben, gehören zu unserer Geschichte. Wir müssen sie erzählen und verstehen, was passiert ist, damit wir wachsam sind, wohin diese Gesellschaft geht. Der Anschlag von Hanau liegt nun mehr als ein Jahr zurück. In dieser Zeit sind Reportagen und Arbeiten vieler Journalist:innen entstanden, in denen der Weg einer rücksichtsvollen Aufarbeitung unter Einbezug der unmittelbar und mittelbar Betroffenen gegangen wurde. Wir können uns für diesen Weg entscheiden und auf die sture Inszenierung eines Regisseurs verzichten. Wir bestimmen die Richtung der Aufarbeitung und der Veränderung, die als Folge des 19.02.2020 kommen muss. Uwe Boll ist kein Wegweiser.


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Viola Stursberg lebt in Leipzig und hat Europäische Politik und Sozialwissenschaften an der Universität Osnabrück und an der MLU Halle studiert. Im Masterstudiengang International Area Studies spezialisierte sie sich auf Globalisierungsprozesse und forschte an der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Verbesserung von Kommunikation und Koordination wissenschaftsbasierter Politikberatung auf nationaler Ebene für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in Europa. Als Sternzeichen Krebs liebt sie den Sommer, besonders mit Matcha-Limo und Äbblwoi aus der unterfränkischen Heimat. Ihre beste Freundin sagt: „sie ist rational, aber großherzig.“ Viola arbeitet für eine Kommunikationsberatung in Berlin. Auf Sans Mots schreibt sie mit Herz und Haltung über Zeitgeistfragen und globale Phänomene.



Simon Peters hat Politikwissenschaften, Soziologie und Geschichte in Bonn studiert und sich in diesem Rahmen auf Internationale Beziehungen spezialisiert. Aktuell arbeitet er dort bei einem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufenem Service für Entwicklungsinitiativen. Er schätzt den gesellschaftlichen Diskurs, begeistert sich für Sprachen und kann sehr ausdauernd über Dinge aller Art nachgrübeln. Besonders am Herzen liegen ihm Themen der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit. Gerne mag er laute und leise, fröhliche und traurige Musik und kann für Stunden am Stück ohne Bedenken in einem Bücherladen abgesetzt werden. Auf Sans Mots schreibt er über Literatur, Musik und versucht sein Bestes, individuelle Geschichten und (sozial)wissenschaftliche Themen in einen Kontext zu setzen. 




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